In Deutschland enden ca. 30% aller Geburten - geplant oder ungeplant - derzeit mit einem Kaiserschnitt. Tendenz steigend. (Die WHO empfiehlt eine maximale Quote von 15%)
Der Kaiserschnitt ist dank verfeinerter Operations- und Narkoseverfahren heute ein relativ harmloser Eingriff, birgt aber für viele Patientinnen Risiken und Nebenwirkungen, die weniger physischer als psychischer Natur sind.
Aus psychosomatischer Sicht stellt der Kaiserschnitt eine Verhinderung des natürlichen Geburtserlebnisses dar. Das aktive Gebären und Erleben der Geburt, das Sehen und Spüren, wie das Kind geboren wird, die Möglichkeit, es sofort berühren und ungestört annehmen zu können, fehlt oft.
Die meisten Kaiserschnitte werden in der Regel körperlich und psychisch sehr gut verarbeitet. Es gibt jedoch Mütter, die längere Zeit mit dem Erlebten hadern. Die Art der Ausprägung ist abhängig von einem Zusammenspiel ganz unterschiedlicher Variablen. Sie können körperlich-umweltbezogener als auch psychisch-kultureller Natur sein.
Wenn die medizinische Indikation eindeutig dafür spricht, ist der Kaiserschnitt eine sehr sinnvolle und lebensrettende Option. Patientinnen, die länger anhaltende psychische Auswirkungen ihres operativen Eingriffs erleben, zeigen, dass es einen ganzheitlicher Therapiebedarf gibt.
Die Befragung von Kaiserschnitt-Müttern von Prof. Petra Kolip (Die GEK-Kaiserschnittstudie, April 2006) bestätigt meine Erfahrungen aus der Praxis. Ein großer Teil der befragten Frauen antworteten, dass sie nicht genügend über die Folgen des Kaiserschnittes aufgeklärt wurden. Nur 50 Prozent der Frauen mit sekundärem Kaiserschnitt fühlten sich in die Entscheidung einbezogen. Die Studie stellt, wie ich finde einen Aufklärungs- und Handlungsbedarf fest: im Vorfeld, während und auch nach der Geburt.